Sie möchten angemessen bezahlt werden? Wir haben die wichtigsten Tipps für Sie zusammengetragen, mit denen die Gehaltsverhandlung gelingt. So überzeugen Sie Ihre Vorgesetzten und setzen eine Erhöhung durch.
1. Die angestrebte Gehaltsanhebung definieren
Die Frage nach dem „Wie viel?“ stellt viele Arbeitnehmer vor eine kleine Herausforderung, zumal das Thema Gehalt in Kollegenkreisen hierzulande weitgehend tabuisiert ist. Also sollten Sie zunächst recherchieren und zum Beispiel im Internet nach Gehaltstabellen fahnden. Größere Gehaltssprünge von rund 20% sind oft nur bei einem Wechsel von einem zum anderen Arbeitgeber möglich. Ansonsten gilt für Gehaltserhöhungen die Faustformel: 2% bis 10%.
2. An den richtigen Ansprechpartner wenden
In der Regel ist der direkte Vorgesetzte Ihr Ansprechpartner für eine Gehaltserhöhung. Das gilt auch dann, wenn er oder sie letztlich nicht über Ihre Anfrage entscheidet. Wer sich übergangen fühlt, legt eher ein Veto ein.
3. Vorher eine Gesprächsstrategie erarbeiten
Die folgenden Punkte helfen Ihnen, eine Strategie zu erarbeiten, die unterschiedliche Gesprächsverläufe vorwegnimmt. Schrecken Sie nicht davor zurück, verschiedene Szenarien laut sprechend durchzuspielen; das verschafft Ihnen Sicherheit.
4. Positive Argumente zurechtlegen
Mehr Gehalt – das ist Belohnung und Vorschuss zugleich. Überlegen Sie daher genau, welche Ihrer Leistungen für mehr Geld sprechen: In welchen Bereichen haben Sie sich weiterentwickelt? Tragen Sie mehr Verantwortung als früher, ohne dass dies honoriert wird? Gibt es konkrete Projekte, die maßgeblich von Ihnen gestaltet oder mitgestaltet werden und die den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens befördern?
Argumente ohne Wirkung
Die Dauer der Betriebszugehörigkeit
Der Wert Ihrer Arbeitsleistung hat nichts damit zu tun, wie lange Sie schon im Unternehmen tätig sind.
Vergleiche mit Ihren Kollegen
Ihr Vorgesetzter schätzt diese eventuell ganz anders ein; hier geht es nur darum, wie Sie das Unternehmen voranbringen.
Gehälter von Kollegen
Auch wenn Sie wissen, was XY verdient – dessen Gehalt kann nicht Gegenstand Ihrer Gehaltsverhandlung sein.
Die persönliche oder allgemeine wirtschaftliche Lage
Ob Mieterhöhung oder Inflation – mehr Geld erhalten Sie für Ihre gute Performance und aus keinem anderen Grund.
Der zeitliche Abstand zur letzten Gehaltserhöhung
Stimmt Ihre Leistung nicht, ist es auch wenig überzeugend, dass die letzte Gehaltsanhebung schon drei Jahre zurückliegt.
5. Mit Kritik rechnen
Auf Kritik sollten Sie vorbereitet sein. Legen Sie beispielsweise Verhaltensweisen wie Unpünktlichkeit an den Tag, auf die Sie Ihr Vorgesetzter regelmäßig anspricht? Nehmen Sie die Kritik an und machen Sie klar, dass Sie eine Verhaltensänderung anstreben oder damit bereits begonnen haben.
6. Nicht nachweisbare Annahmen „entschärfen“
Leider wird nicht immer fair verhandelt. Dem Verweis auf die wirtschaftlich angespannte Lage des Unternehmens begegnen Sie am besten mit einer Verabredung („Das verstehe ich, dann lassen Sie uns in vier Monaten erneut reden“). Die Feststellung, ein Entgegenkommen Ihnen gegenüber würde andere Kollegen auf den Plan rufen, können Sie mit der Zusage absoluter Verschwiegenheit kontern.
7. Den richtigen Moment abpassen
Das Unternehmen hat gerade einen wichtigen Kunden gewonnen? Ein von Ihnen erfolgreich betreutes Projekt steht kurz vor dem Abschluss? Das richtige Timing kann ausschlaggebend sein, wenn es um eine Gehaltserhöhung geht. Dabei steht nicht nur die Unternehmenssituation im Fokus. Der Chef, der morgens eh kaum ansprechbar ist, wird am späten Nachmittag sicher offener für Ihre Wünsche sein. Versuchen Sie aber, nicht zu oft die Gunst der Stunde zu nutzen. Mehr Gehalt können Sie in Zeitabständen von 18 bis 24 Monaten sowie im Falle von Beförderungen fordern.
8. Ein Mitarbeitergespräch erbitten
Fragen Sie nicht nach einem Gehaltsgespräch, sondern nach einem Mitarbeitergespräch. Verhandeln Sie nicht zwischen Tür und Angel, bestehen Sie höflich auf einen festen Termin. Im Gespräch sollte es nicht gleich um Ihr Gehalt gehen. Vielmehr stehen hier zunächst Ihre Situation im Unternehmen, Ihre Leistungen oder auch Möglichkeiten zur Weiterentwicklung im Fokus.
Davor warnen alle Personaler eindringlich: Wer seine Vorgesetzten unter Druck setzt („Mehr Geld oder ich gehe“), hat schon verloren. Ein Arbeitgeber, der darauf eingeht, sendet das falsche Signal. Ein Arbeitnehmer, der so vorgeht, outet sich als illoyaler Egoist.
9. Sich bewerten lassen
Ein guter Aufhänger, um auf Ihren Beitrag zum Erfolg des Unternehmens hinweisen zu können, bietet die Einschätzung Ihrer Arbeit durch die Verantwortlichen. Fragen Sie daher, wie diese ausfällt. Oftmals erfolgt dann die Aufforderung einer Eigeneinschätzung.
10. Alternativen ins Spiel bringen
Ihre Forderung nach mehr Gehalt wurde trotz positiver Bewertung abgelehnt? Machen Sie sich vor dem Gespräch Gedanken, welche Extras stattdessen für Sie in Frage kommen. Signalisieren Sie Entgegenkommen und benennen Sie Alternativen wie beispielsweise Homeoffice-Tage, Erfolgsprämien, Sonderurlaub, Personalrabatte, ÖPNV-Monatskarten, Tankgutscheine oder einen Geschäftswagen. Manchen dieser Extras stehen Arbeitgebern offen gegenüber, da sie für das Unternehmen steuer- und sozialabgabefrei sind.
11. Das Verhandlungsergebnis schriftlich fixieren
Enorm wichtig: das Anfertigen eines Gesprächsprotokolls. Vereinbaren Sie zu Gesprächsbeginn, dass Sie ein solches im Nachgang aufsetzen werden. Lassen Sie dieses Protokoll den Gesprächsteilnehmern (neben dem Vorgesetzten oft auch ein Personalverantwortlicher) zukommen. Wurde eine Gehaltsverbesserung vereinbart, sollte im Protokoll stehen, ab wann Sie welchen Eurobetrag erhalten.
Kleine Tricks mit großer Wirkung
- Das Eröffnungsangebot kommt von Ihnen: Fragen Sie nicht nach den Vorstellungen Ihres Vorgesetzten, nennen Sie Ihre Forderung.
- Legen Sie aber nicht mit dem tatsächlichen Gehaltswunsch los, bringen Sie zunächst eine etwas höhere Summe ins Spiel.
- Sprechen Sie von einer Gehaltsanpassung statt von einer Gehaltserhöhung.
- Beginnen Sie Ihren Redebeitrag mit einem guten Argument. Dann können zwei, drei weniger zwingende Ausführungen folgen. Platzieren Sie Ihr stärkstes Argument an den Schluss.
- Machen Sie sich regelmäßig Notizen, um Ihre guten Arbeitsleistungen (und damit die besten Argumente für mehr Geld) festzuhalten.
- Mit Höflichkeit zum Ziel: Dass in diesem Text mehrfach das Wort „höflich“ fällt, ist kein Zufall. Selbst wenn Sie enttäuscht sind oder sich gar von Ihrem Vorgesetzten provoziert fühlen – wahren Sie stets den guten Ton und damit die Chance, zu einem späteren Zeitpunkt mehr zu erreichen.
12. Das verbesserte Gehalt klug investieren
Häufig sind es die Lebensumstände, die bestimmen, wie das erreichte Plus investiert wird. Doch was, wenn kein neues Auto fällig ist, keine Mieterhöhung gestemmt werden muss und auch kein Traumurlaub ansteht? Dann könnten Sie zum Beispiel darüber nachdenken, mehr in Ihre Altersvorsorge zu investieren. Denn trotz mehr Gehalt wird Ihnen die gesetzliche Rente wahrscheinlich nicht reichen.
Besprechen Sie mit einem kompetenten Berater, wie Sie Gehaltserhöhungen investieren können.
Quellen: arbeits-abc.de, karrierebibel.de, unicum.de